Die Zeitschrift tv Hören und Sehen (Nr. 35/2004) veröffentlicht ein Interview mit Dr. Matthias Wermke, seit 1995 Leiter der Duden-Redaktion. Fünf seiner Aussagen seien hier zitiert:
Zur offenkundigen Ablehnung der "Reform" in der Bevölkerung meint Herr Wermke:
Und ich glaube, Sie irren sich, was das Ausmaß an Ablehnung angeht. Die Medien stützen sich stark auf die Reformgegner. |
Sollten die repräsentativen Umfragen renommierter Meinungsforschungsinstitute allesamt gefälscht sein?
Auf die Frage, woher sein Optimismus komme, daß die Zahl der "Reform"-Befürworter wachse, sagt Wermke:
Nehmen wir die Duden-Sprachberatung als Gradmesser. Bei ihr kommen heute nicht mehr Anfragen zur Rechtschreibung an als vor der Reform. Das zeigt doch deutlich, wie künstlich die Diskussion ist. |
Da er die "Reform" vom Volke unterstützt wähnt, glaubt Wermke offenbar, die Menschen würden sich in Zeiten orthographischer Verunsicherung vermehrt an den Duden wenden. Selbstbewußtsein hat er!
An das Propagandaziel der "Reform", nämlich leichtere Regeln und leichtere Erlernbarkeit, glaubt Wermke allerdings selbst offenbar nicht mehr: Auf die Frage, ob der Duden nicht Einspruch gegen verwirrende Schreibvarianten hätte erheben können, antwortet er nämlich:
Wir machen die Regeln nicht. Der Duden wendet die amtlichen Regeln im Wörterbuch nur konsequent an. Damit erübrigt es sich für die Schreibenden, diese Regeln ständig parat haben zu müssen. Nachschlagen im Duden führt immer auf die korrekte Schreibweise eines Wortes, auch ohne eigenes fundiertes Regelwissen. |
Auf die bekannte Rechtschreibschwäche vieler Schüler angesprochen, erklärt Wermke:
Das ist ein didaktisches Problem, das der Duden nicht lösen kann. Vielleicht macht Übung immer noch den Meister. Zu meiner Schulzeit bekam man Notenabzug bei zu vielen Kommafehlern. Die betroffenen Sätze mussten wir fünf Mal oder öfter fehlerfrei schreiben. Eine Holzhammermethode, aber sie würde vielleicht auch heute noch wirken. |
Die alte Forderung der "Reform"-Kritiker, die konventionelle, anspruchsvolle Rechtschreibung mehr üben zu lassen, statt vermeintlich leichtere Regeln zu erfinden, findet hier ihre nachträgliche Bestätigung.
Zur zunehmenden Rechtschreibschwäche der Studenten mein Wermke:
Also, wer akzeptiert, dass eine Erstsemesterarbeit von Fehlern nur so wimmelt, und den Studenten damit nicht nach Hause schickt und sagt 'Bring das in Ordnung', der sollte auch nicht klagen. |
Die Professoren sollten diesen Fehdehandschuh aufnehmen und alle Arbeiten in "reformierter" Schreibung als fehlerhaft zurückweisen!
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