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Rechtschreibreform: Aktuell
Extraseite: Kompromißvorschlag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung

Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung wiederholt ihren seit über einem Jahr bekannten Vorschlag zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung, der die neue ss-Regelung nach Kurzbuchstaben akzeptiert. In der Einladung zu einer Pressekonferenz in Berlin-Tiergarten vom 24.08.2004 war im Internet zu lesen:

Der Kompromißvorschlag der Akademie läßt besonders sichtbare Züge der Neuregelung bestehen, soweit sie sprachlich verantwortbar sind, allem voran die Ersetzung des ß nach Kurzvokalbuchstaben durch ss, aber auch anderes. Dadurch wird vermieden, daß bei-spielsweise Schulbücher neu gedruckt werden müssen. Andererseits verfolgt der Vor-schlag dort einen konsequenten Rückbau, wo die Neuregelung gegen die Sprachstruktur verstößt, wo sie die Ausdruckskraft und Ausdrucksvielfalt des Deutschen beschädigt, wo sie zu falschen Schreibweisen verleitet und wo sie sogar zur Beseitigung von Wörtern führt oder beiträgt. Betroffen ist in erster Linie die Getrennt- und Zusammenschreibung, danach die Groß- und Kleinschreibung, die Silbentrennung, die Schreibung der Fremd-wörter und eine Reihe von Einzelfällen.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) teilt hierzu am 30.08.2004 unter anderem mit:

Vertreter der Kultusministerkonferenz hatten im Frühjahr des Jahres 2004 mit Vertretern der Akademie Gespräche u.a. über diesen Kompromissvorschlag geführt. Die Gespräche hatten gezeigt, dass die Vertreter der Akademie und der Zwischenstaatlichen Kommission sich in Teilen der Diagnose der Sprach- und Orthografieentwicklung einig sind. Sie haben aber auch gezeigt, dass hinsichtlich des Verständnisses von Genese und Struktur orthografischer Normen derzeit nicht überwindbare Gegensätze bestehen. Gleichwohl haben die Gespräche noch einmal zu Umformulierungen im Kapitel "Getrennt- und Zusammenschreibung" des von der Kultusministerkonferenz beschlossenen Regelwerks geführt, die die Kritik von Mitgliedern der Akademie berücksichtigen.

37 Mitglieder der Akademie für Sprache und Dichtung (u. a. Günter Grass, Martin Walser, Tankred Dorst, Siegfried Lenz, Elfriede Jelinek und Vicco von Bülow) wenden sich am selben Tag in Weimar gegen das wiederholte Kompromißangebot. Sie verweisen auf die wirtschaftlichen Folgen für Literaturverlage und Bibliotheken und fordern "eine völlige Rücknahme der überflüssigen, inhaltlich verfehlten und sehr viel Geld und Arbeitskraft kostenden Rechtschreibreform". Ihre Erklärung endet mit den Worten:

Eine Rücknahme der Reform, die viel leichter wäre als ihre trotz aller Maßnahmen noch immer nicht gelungene Einführung, entspräche dem erkennbaren Willen der großen Mehrheit der Bürger in Deutschland, Österreich und der Schweiz und wäre deshalb ein wichtiger Beitrag zur demokratischen Kultur.



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