"Rechtschreibreform": Doppel-Konsonant nach kurzem Vokal
Oder: Tipp Top, Mopp Flop!
konventionell | zwangsreformiert |
Karamel · numerieren · Mop · Tip |
Karamell · nummerieren · Mopp · Tipp |
| Ausnahmen |
ab · an · mit · von · Chef · Flop · Hotel etc. |
ab · an · mit · von · Chef · Flop · Hotel etc. |
| umgekehrt |
Stukkateur ·
Bonbonniere · Chansonnier · Ordonnanz |
Stuckateur · auch:
Bonboniere · Chansonier · Ordonanz |
Auch diese Erfindungen der Reformer sind weder logisch noch besonders geeignet, Schreibung einfacher und sicherer zu machen teilweise konterkarieren sie hier ihr "Stammprinzip", das sie an anderer Stelle so hochhalten, und das angebliche Lautprinzip "Doppel-Konsonant nach betontem kurzen Vokal" sowieso:
- Numerieren sei mit doppeltem m zu schreiben, weil es von Nummer komme; die tatsächliche Wortgeschichte geht allerdings auf das lateinische Wort numerus mit einfachem m zurück, das sich auch weiterhin in den Ausdrücken Numero eins und numerisch (ebenfalls mit einfachem m) manifestiert. Außerdem wird Numerieren meist mit langem u gesprochen!
Eine langer Vokal mag überwiegend auch bei der Oma und dem Opa und dem Schlamassel gesprochen werden, den uns die Reform beschert, welche Regel aber sollen die vielen Dialekt-Sprecher lernen, die hier kurz sprechen?
Außerdem assoziieren auch solche ungeübten Schreiber, die das Schlamassel-a lang sprechen, dieses Wort leicht und nachvollziehbar mit dem Schlamm, dessen Massen alles zuschütten. Grund oder besser: Vorwand genug, auch hier volksetymologisch ein weiteres m hinzuzufügen!? Daß die "Reformer" es nicht getan haben, mag mit der unschönen Dreifachschreibung ("Schlammmassel") zusammenhängen, die sie wenigstens hier einmal vermieden haben.
- Der Tip leitet sich nicht von tippen ab (weder von Lottospielen noch vom Anschlag der Finger auf der Tastatur), sondern ebenso wie das Verb vom gleichnamigen englischen Wort. Außerdem existiert der Tipp schon in Wörtern wie Tippgemeinschaft, Tippreihe, Tippschein oder Tippzettel, die jeder aus vom Lotto her kennt; die Bedeutung des Tipps soll also durch staatlichen Druck geändert werden (siehe Räteselecke).
Da weder eine echte noch eine Volksetymologie greifen dürfte, kommt nur noch Analogiebildung für eine zu ändernde Schreibung in Frage; ähnliche Wörter werden aber keineswegs durchgängig mit doppeltem Endkonsonanten (vor allem p) geschrieben: Flop, Hip, Top, Trip, Shop etc. Allerdings macht sich auch hier schon Überanpassung breit: Diese Reform ist wirklich "Topp"!
- Manche Wörter sind am Ende weiterhin mit einfachem Konsonant zu schreiben trotz vorangehendem kurzen betonten Vokal, etwa das t in: "Hat er frei? Kommt er mit?" Ein Wirrwarr ohne Ende.
- Wie könnte es anders sein: Die "Rechtschreibreform" schlägt sogar den umgekehrten Weg ein: Der Stukkateur folgte mit seinem Doppel-k bislang exakt ihrem Motto der Konsonantenverdopplung; jetzt soll das kk in ck aufglöst werden: "Stuckateur". Damit wird eine alte Inkonsistenz der konventionellen Rechtschreibung verallgemeinert etwa weil man sich nicht traute, sie zu beseitigen?
Auch die Bonbonniere, der Chansonnier und die Ordonnanz entsprechen mit ihrem doppelten n genau der propagierten Konsonanntenverdopplung und nebenbei auch den französischen Originalen. Das hindert aber die "Reformer" nicht daran, neben der konventionellen nun die Schreibung mit nur einem n zu empfehlen. Offenbar geht es hier nicht um "Logik" bzw. Konsistenz, sondern darum, sich unbedingt von der konventionellen Schreibung abzuheben und Lehnwörter zu verändern.
- Wie beim Doppel-s ist die Verdoppelung des Konsonanten nach kurzem Vokal auch ganz grundsätzlich unlogisch: Wenn ein Vokal mal kurz und mal lang ausgesprochen wird, dann ist es keineswegs plausibel, wenn ein anderer (!) Laut, nämlich der nachfolgende Mitlaut, z. B. zu verdoppeln ist. Logisch im Sinne einer Schreibung analog zur Aussprache und auch leichter zu lernen wäre es, einen unterschiedlich ausgesprochenen Laut selbst (!) unterschiedlich in der Schreibung darzustellen, also kurze Vokale einfach und lange Vokale grundsätzlich doppelt zu schreiben; einige Beispiele zum Vergleich: Saal, Waage (erst seit 1927 mit doppeltem a), Beet (im Gegensatz zu Bett), Seele, Boot, Moor etc. sowie als Neuregelung der Schreibreform "Exposee" (neben "Exposé").
Empfehlung: Die Verdoppelung von Konsonanten könnte allenfalls als zweite Alternative freigestellt werden: vor allem für diejenigen, die sich numerieren mit kurzem [u] vorsprechen.
Hinweis: Wie einleitend erwähnt, werden hier die Regeln aus den Anfangsjahren, nicht möglicher späterer Revisionen der "Rechtschreibreform" besprochen.
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