"Rechtschreibreform": Quintessenz
Die vielen Beispiele zeigen, daß diese Reform eben kein durchdachtes Werk mit wenigen und leicht zu behebenden Schönheitsfehlern ist, sondern in weiten Bereichen unlogisch und widersprüchlich. Was also tun? Wenn die Politiker und die beauftragten Fachleute eigensinnig auf ihrem faulen Kompromiß beharren, sollte man die Reform komplett rückgängig machen; falls sich allerdings die Chance eröffnet, die wenigen sinnvollen Reformteile zu retten, empfehle ich folgendes Vorgehen:
- Die individuellen Schreibungen aller Wörter inklusive und besonders der Fremd- und Lehnwörter sind grundsätzlich zu erhalten. Ausnahmen:
- Änderungen oder alternative Schreibweisen, die sich ohne Beeinflussung bzw. Druck durch staatliche Institutionen in der Schreibgemeinschaft demokratisch entwickeln und durchsetzen, sind zu akzeptieren.
- Fachgremien dürfen eine Änderung nur dann anregen, wenn
- sie ein in unsicheren, wechselnden Schreibweisen erkennbares Bedürfnis nach Änderung der offiziellen Schreibweise feststellen konnten,
- durch eine empfohlene veränderte Schreibung keine Änderung von Bedeutungen initiiert wird,
- sich die Schreibung nicht an der (vermeintlichen) Herkunft, sondern der Lautung orientieren würde,
- Änderungen konsistent erfolgen, um die Regelhaftigkeit der Schrift nicht zu mindern.
- Allgemeine (über einzelne Wörter hinausgehende) Änderungen, darf es von den zwei oben genannten Ausnahmen abgesehen nur aufgrund empfohlener (!) Regeländerungen geben: Hinsichtlich der Groß- und Kleinschreibung, Getrennt- und Zusammenschreibung und Worttrennung sowie der Kommasetzung sind diese ja in Einzelfällen durchaus wünschenswert, wenn sie nur konsistent und akzeptabel sind und die Verständlichkeit in vollem Maße (!) erhalten oder sogar verbessern.
- Alle Änderungen dürfen im Sinne der deskriptiven Sprachwissenschaft nicht verordnet, sondern nur empfohlen werden. Umstellungen erfolgen somit nur mittelfristig, die Abstimmungen über die Reform erfolgen nicht im Kreise anmaßender Technokraten, Bürokraten und Besserwisser, sondern mit den Händen der muttersprachlichen deutsch schreibenden Bevölkerung. Was etwa in den USA üblich ist (colour > color, light > lite, night > nite etc.), muß auch hier üblich werden.
Wie im Wortsinne unsinnig die Schreibweisen der "Rechtschreibreform" sind, zeigen abschließend die Vergleiche auf den letzten drei Seiten:
- Vergleich einzelner Wörter in den Wörterverzeichnissen von Duden und Bertelsmann

- Vergleich einzelner Wörter in drei Duden-Auflagen

- Vergleich einzelner Wörter etc.: Norm, 1996 & 2006

Diese beiden am 18. Juli 2020 fotografierten Plakate demonstrieren den "Erfolg" der "Rechtschreibreform":
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