konventionell | zwangsreformiert |
---|---|
Fen-ster · mei-stens · We-ste · Bau-stahl · Guß-stahl · Wach-stube |
Fens-ter · meis-tens · Wes-te · Baus-tahl · Gusss-tahl · Wachs-tube |
Der "alte" Duden empfiehlt einige Trennungsregeln, an die sich auch ältere Menschen oft noch gut erinnern können: "Trenne nie st, denn es tut ihm weh." Daß diese zudem etwas kindisch formulierte Regel nicht der gesprochenen Sprache entspricht, leuchtet sofort ein, wenn man sich etwa das Wort "Reste" einmal langsam vorspricht. Die neue Regel ist also teilweise durchaus sinnvoll, da es die Erlernbarkeit der Trennung und auch die Lesbarkeit so getrennter Wörter erleichtert. Das kann aber nicht für Komposita (zusammengesetzte Wörter) gelten: Wenn dem zweiten bedeutungstragenden Wort in der Folgezeile das Anfangs-s abhanden kommt, liest man nur noch Unsinn oder gar einen ganz anderen Begriff.
konventionell | zwangsreformiert |
---|---|
Bäk-ker · Ek-ke · Hak-ke(n) · Zuk-ker | Bä-cker · E-cke · Ha-cke(n) · Zu-cker |
Diese Regelung ist gleich aus zwei Gründen unlogisch bzw. besser inkonsistent:
konventionell | zwangsreformiert | weiterhin |
---|---|---|
her-ab · hin-auf · war-um | he-rab · hi-nauf · wa-rum | her-ab · hin-auf · war-um |
Gegen diese Laisser-faire-Regel hat der Autor nichts einzuwenden: Der Schreiber kann selbst entscheiden, ob er Sprach- oder Sprechsilben trennen möchte. Keine Entscheidungsfreiheit ist allerdings angebracht, wenn wie in Punkt 1 nicht genau zwischen den Morphemen getrennt wird: eine Wach-stube ist nun mal etwas anderes als eine Wachs-tube.
konventionell | zwangsreformiert |
---|---|
Abend · aber · Ader · oder · Ofen | A-bend · a-ber · A-der · o-der · O-fen |
Diese Regel hat drei Aspekte, die teils ästhetisch, teils lesetechnisch zu beurteilen sind und eine Toleranz sehr erschweren:
konventionell | zwangsreformiert | weiterhin |
---|---|---|
Chir-urg · He-li-ko-pter · Päd-ago-ge · par-al-lel | Chi-rurg · He-li-kop-ter · Pä-da-go-ge · pa-ral-lel | Chir-urg · He-li-ko-pter · Päd-ago-ge · par-al-lel |
Diese Vereinfachung, die die richtige Trennung dem Votum der Schreibgemeinschaft unterwirft, ist zu begrüßen, da man weder von einem Schulanfänger noch von einem Erwachsenen ohne Latinum oder gar Graecum erwarten kann, daß er bzw. sie die Wortbestandteile unserer Lehnwörter kennt. Gleichzeitig schreibt die Reform aber zahlreiche Trennungen vor, die dem Silbensprechen nicht entsprechen:
"Steht in einfachen Wörtern zwischen Vokalbuchstaben ein einzelner Konsonantenbuchstabe, so kommt er bei der Trennung auf die neue Zeile.
Stehen mehrere Konsonantenbuchstaben dazwischen, so kommt nur der letzte auf die neue Zeile."
konventionell | zwangsreformiert |
---|---|
beob-achten · ex-akt · Ex-amen | beo-bachten · e-xakt · E-xamen |
Ag-gression · Apo-stroph · Aristo-krat · Demo-krat · Demon-stration · ex-tra · Fa-brik · Indu-strie · in-frarot · kon-kret · Kon-trolle · mon-strös · Teen-ager | Agg-ression · Apos-troph · Aristok-rat · Demok-rat · Demonst-ration · ext-ra · Fab-rik · Indust-rie · inf-rarot · konk-ret · Kont-rolle · monst-rös · Tee-nager |
Diese Regel orientiert sich nicht an der üblichen Silbensprechweise, sondern geradezu gegen sie. Was bei der st-Regel (1) noch galt, ist hier teilweise wieder aufgehoben: Die Reformer demonst-rieren, wie man wenige gute Ansätze durch eine monst-röse Regel wieder zerstören kann. Ob sich Tee-nager damit abfinden werden?
In einer demokratischen Rechtschreibreform könnte man eingeschränkt die Punkte 1, 3 und 5 zur Nachahmung empfehlen.
Hinweis: Wie einleitend erwähnt, werden hier die Regeln aus den Anfangsjahren, nicht möglicher späterer Revisionen der "Rechtschreibreform" besprochen.
Falls am linken Bildschirm-Rand keine Verweisleiste zu sehen ist, klicken Sie bitte auf , um den gesamten Frameset anzuzeigen.
Zur Leitseite | Kommata |