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"Rechtschreibreform": Fremd- bzw. Lehnwörter

Die Reform hat die Schreibung einiger, aber bei weitem nicht aller Lehnwörter der Schreibweise ursprünglich deutscher Wörter angepaßt, und dabei ist sie (sicherlich zum Glück) aufgrund politischer Intervention nicht so weit gegangen, wie ursprünglich geplant: Manchmal bevorzugt sie die typisch deutsche Schreibung ("Scheck", "schick"), manchmal aber auch die fremdsprachige ("Charme", "Soufflé"). Diese Regellosigkeit hat zur Folge, daß man weiterhin jedes einzelne Wort nachschauen muß, wenn man "reformiert" schreiben möchte:

konventionell zwangsreformiert: bevorzugt zwangsreformiert: erlaubt
Boutique · Bravour · Charme · chic · Chicorée · Clip · Club · Coupé ·
Cousine · Creme · Crepe ·
Disco · existentiell · Joghurt · Kommuniqué · Ketchup ·
Mayonnaise · Pappmaché ·
passé · Portemonnaie · Sketch · Spaghetti ·
Boutique · Bravour · Charme · schick · Chicorée · Klipp · Klub · Coupé ·
Kusine · Creme · Krepp ·
Disco · existenziell · Joghurt · Kommuniqué · Ketschup ·
Majonäse · Pappmaschee ·
passee · Portmonnee · Sketsch · Spaghetti ·
Butike · Bravur · Scharm · chic · Schikoree · Clip · Club · Kupee ·
Cousine · Krem, Kreme · Crepe ·
Disco · existentiell · Jogurt · Kommunikee · Ketchup ·
Mayonnaise · Pappmaché ·
passé · Portemonnaie · Sketch · Spagetti ·
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Fremd- bzw. Lehnwörter: Zunächst ist der Begriff des "Fremdworts" richtig zu verwenden: Fremdwörter sind Wörter, die uns fremd sind, weil sie einer anderen Sprache angehören. Sobald sie ins Deutsche übernommen bzw. entlehnt werden, werden sie zu Lehnwörtern. Nur letztere werden von deutschen Rechtschreibregeln erfaßt.

Die korrekte, nämlich fremdsprachliche bzw. entlehnte Schreibung von Fremd- bzw. Lehnwörtern ist keineswegs nur ein Zeichen gesamteuropäischer Kulturkompetenz; sie ist auch stets die einfachere Alternative: Zum einen wird ohnehin nicht so geschrieben, wie man spricht – von dieser naiven Vorstellung hat sich jeder Linguist sehr früh verabschieden müssen; zum anderen wird die Rechtschreibung erschwert, wenn ein Schüler neben der fremdsprachlichen noch mehrere (!) deutsche Schreibweisen lernen soll. Das hat die Verursacher der Reform aber nicht an mancherlei Unsinn gehindert:

konventionell zwangsreformiert: bevorzugt zwangsreformiert: erlaubt
Desktop Publishing Desktoppublishing Desktop-Publishing

Wenig später im Englischunterricht lernt er dann die dritte Variante, diesmal die richtige ("desktop publishing"). Dabei muß man wohl von Glück sagen, daß Publishing nicht mit sch geschrieben werden soll, wie es jetzt bei "Chicorée" möglich sein soll.

Sprachdynamik: Ein Aspekt der Dynamik einer Sprache ist die ununterbrochene Aufnahme bzw. Entlehnung neuer Wörter aus anderen Sprachen: Seit dem 2. Weltkrieg werden überwiegend englische Wörter britischer und vor allem amerikanischer Prägung in die deutsche Sprache übernommen. Man mag das als Sprachpurist bedauern, als Realist hinnehmen oder sogar begrüßen – Tatsache ist, daß vor allem aus Prestige-Gründen immer mehr Fremdwörter selbst dann entlehnt werden, wenn eine bewährte deutsche Alternative vorhanden ist. Die zunehmende Überschwemmung mit fremdem Wortschatz müßte aber aufgrund der verstärkten Germanisierungstendenz der reformierten Schulschreibung zu einer ständigen Angleichung der vielen neuen Wörter an die (neuen) deutschen Schreibregeln führen. Das Ergebnis wäre ein erweitertes Arbeitsbeschaffungsprogramm: sowohl für die Dudenredaktion wie für die Schüler.

Ausweg: Es gibt eine einfache und wissenschaftlich anerkannte Methode, die deutschtümelnde Neuschreibung von Lehnwörtern zu umgehen: man schreibt sie als Fremdwort, das heißt so wie in ihrer Ursprungssprache, immer kursiv bzw. auf der Schreibmaschine unterstrichen und in der Regel klein — klein deshalb, damit sie als echte Fremdwörter zu erkennen sind, die als solche nicht den (neu)deutschen Schreibregeln unterliegen.

Empfehlung: Man sollte Lehn- und erst recht Fremdwörter nach Möglichkeit so schreiben wie in ihrer Ursprungssprache. Änderungen sollten allerdings dann einheitlich geregelt und zur Nachahmung empfohlen werden, wenn die Ursprungssprache Buchstaben benutzt, die das Deutsche nicht kennt.

Hinweis: Wie einleitend erwähnt, werden hier die Regeln aus den Anfangsjahren, nicht möglicher späterer Revisionen der "Rechtschreibreform" besprochen.


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