Eine weitere Gelegenheit, eine Meinungsäußerung von journalistischer Seite zu provozieren, ergab sich, als ein Journalist in der Betreffzeile seiner regelmäßig versandten eMails plötzlich "Tipps" anbot. Ich schrieb ihm:
Sehr geehrter ..., ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihren geschätzten "Tipp" wie in Ihrer eMail-Adresse (...tip@...) mit nur einem "p" schreiben würden schließlich handelt es sich nicht um einen 'Lottotipp'. Es gibt keinen Grund, den von der Kultusministerkonferenz dekretierten Recht- bzw. Falschschreibunsinn auch außerhalb der Schulen nachzuäffen. |
Die Antwort auf diese Anfrage ließ nicht lange auf sich warten, der Journalist schrieb u. a.:
Sehr geehrter Herr Martin, da ich mir mein Geld mit dem Schreiben verdiene, benutze ich wie übrigens sämtliche renommierten Fachblätter seit ihrer offiziellen Einführung die neue Rechtschreibung. Werfen Sie doch bitte einmal einen Blick in den neuesten Duden. Darin werden auch Sie folgenden Eintrag finden: Tipp, der; -s, (engl.) (nützlicher Hinweis; Vorhersage bei Lotto u. Toto; ugs. für ausgefüllter Wettschein) Sprache ist stets im Wandel und man sollte sich langsam damit abfinden, dass sich gewisse Schreibweisen geändert haben, auch wenn einem das persönlich eventuell gegen den Strich gehen mag was es mir in manchen Fällen ebenfalls tut. ..., was die Rechtschreibung anbelangt, bin ich flexibel und passe mich den geltenden Regeln an. |
Der scheinbare Realismus dieses Journalisten, der sich nur mit dem vermeintlich unvermeidlichen Wandel "abfindet", ist in Wirklichkeit eher Furcht, als vermeintlicher Außenseiter ins berufliche Abseits zu geraten. Die Folge ist, daß er die Fakten ganz unrealistisch bzw. falsch beschreibt. Mit meinem Antwortschreiben stellte ich sie richtig auch um ihm seine Verantwortungslosigkeit vor Augen zu führen:
Sehr geehrter ..., danke für Ihre Antwort. Offenbar sind Sie trotz Ihrer Professionalität an die "Rechtschreibreform" genauso naiv herangegangen wie viele andere Zeitgenossen, denn leider trifft keine Ihrer Aussagen zu, die ich hiermit korrigiere:
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Eine zweite Antwort kam leider nicht was hätte der Journalist auf diese unwiderlegbaren Argumente auch antworten sollen? Dafür kam ein knappes Jahr später ein Protest gegen die Veröffentlichung der ersten Antwort obwohl ihr Verfasser, wie er sagt, zu seinen Worten steht. Die auf dieser Seite nicht namentlich genannte Person wurde daher bewußt anonymisiert und kann somit nicht mit ihrer eMail in Verbindung gebracht werden auch die journalistische Zunft scheut eben die Öffentlichkeit, wenn man den Finger auf ihre Schwächen legt. Es wird jedoch versichert, daß dieser Fall nicht erfunden, sondern authentisch ist.
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