Studien: Ergebnisse
Vorweg einige formale Ergebnisse:
- Angesichts der Tatsache, daß die Absicht bzw. der Erhebungscharakter der Mitteilung den Befragten nicht bekannt war, war der Rücklauf erfreulich hoch: von 140 "Adressen" reagierten 18, von denen zwei wegen Pöbelei in dieser Erhebung "disqualifiziert" wurden; das macht etwa 11,5 bzw. 13 Prozent.
- Die Antworten gingen alle innerhalb weniger Stunden bis weniger Tage ein, die meisten nahmen nicht Bezug auf die mitgelieferten Argumente, und keine einzige nahm Bezug auf Inhalte dieser Website, auf die ich explizit hingewiesen hatte.
- Fast alle Antworten kamen von BUND-Mitgliedern, die der "Reform" entweder betont gleichgültig oder mehr oder weniger positiv gegenüberstehen. Die schweigende Mehrheit schwieg auch hier.
- Von den 12 "Argumenten" bzw. Thesen deckten die BUND-Mitglieder immerhin 7 voll ab zusammen mit der Pressesprecherin eines anderern Vereins (4) sogar 8. Eingeschränkt (teilweise oder indirekt) abgedeckt wurden 2 Thesen (6, 11). 2 bzw. 3 kamen nicht vor (4, 5, 12).
Die folgenden 12 Thesen bzw. Abschnitte entsprechen den oben zitierten "falschen Argumenten", die dort kommentiert und entkräftet werden; ein Klick auf die Numerierung (1, 2, 3 etc.) führt zu den jeweiligen Argumenten und Kommentaren.
Einer These folgen jeweils die (in der Regel) schriftlichen Äußerungen, die ihr zugeordnet werden konnten. Anschließend werden solche Aspekte dieser Äußerungen kommentiert, die Sprecher-spezifisch sind und auf der "Argumente"-Seite nicht oder nur unvollständig berücksichtigt wurden.
1. Ob die Rechtschreibung geändert wird oder nicht, interessiert mich schlicht nicht ...
- ich bedauere Ihren Austritt sehr, kann die Gründe allerdings überhaupt nicht nachvollziehen (unabhängig davon, wie ich zur Rechtschreibreform stehe)! Wenn Sie austreten würden, weil Ihnen die Naturschutzpolitik des BUND nicht passen würde, könnte ich es ja noch verstehen. Barbara L.
- Mir ist es egal wie das BUNDmagazin schreibt. Möglicherweise stecken technische "Sachzwänge" neu Satz- und Layousoftware dahinter. Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihren Austritt wieder rückgängig machen könnten und grüße Sie zu Weihnachten besonders herzlich. Ernst-Gerhard B.
- Mit dieser Gleichgültigkeit sind viele BUND-Mitglieder (schlechter) Durchschnitt: Viele Menschen außerhalb des Naturschutzes empfinden das genauso. Wenn sie allerdings gefragt werden, ob die konventionelle Rechtschreibung beibehalten bzw. die "Reform" rückgängig gemacht werden soll, antworten die allermeisten mit "Ja!" Das gilt folglich umgekehrt auch für die Mitglieder des BUND und vieler anderer Organisationen.
2. Es gibt viel wichtigere Probleme, also finde ich mich mit der Reform ab.
- ich bin doch etwas erstaunt, dass gerade ein BUNDler sich über solche Lapalien wie die Verwendung einer "undemokratische" Rechtschreibereform aufregt und das sogar zum Anlass nimmt, aus dem Verband auszutreten.
Wenn ich am Ende eines Jahres einmal revuepassieren lasse, was in unserem Lande und darüber hinaus so alles undemokratisch und sogar unter dem Slogan "nach Recht und Gesetz" gelaufen ist, sehe ich ungleich mehr Grund zur Aufregung, vor allem aber Grund dafür, in unserem Verband zusammen mit anderen Umweltaktivisten für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen mutig einzutreten und dafür zu sorgen, dass nicht alles dem Shareholder Value geopfert wird und unsere grundgesetzlich verbrieften Bürgerrechte den Bach runter gehen.
Wer für solche Dinge nur ein wenig Sensibilität aufweist, den kümmern Rechtschreibeskapaden nicht!
Der grundgesetzwidrige Weiterbetrieb der Atomanlagen, das Abbaggern des Lebensraumes von Tausenden von Menschen in den Braunkohlerevieren von Ost und West, der unmäßige Freiflächenverbrauch anstelle eines vernünftigen Flächenrecyclings, die "Entsorgung" radioaktiven Mülls in die Umwelt aus dem Abbruch von Alt-AKWs, der ungebremste Straßen- und Flughafenbau, die sogenannte Selbstverpflichtung der Industrie in umweltsensiblen Bereichen, die zunehmende Deregulierung auf Kosten demokratischer Strukturen, die Entmündigung der Bürger und damit Aushebelung souveräner Staatsstrukturen zugunsten undemokratischer, von Lobbyisten getragener EU-Regelungen bis hin zur Gefangennahme und "erkennungsdienstliche Behandlung" von Minderjährigen bei Demonstrationen gegen Rechts, wie unlängst in Düsseldorf und Dortmund geschehen die Liste lässt sich noch beliebig verlängern das sind Dinge, die uns kümmern, besser noch zum Handeln aufrütteln sollten! Claudia B.
- Ich finde es sehr bedauerlich, dass Sie die sehr theoretische und dem Umweltschutz im Praktischen voellig nutzlose Diskussion ueber die Art der Rechtschreibung dazu bewegt hat, Ihre Unterstuetzung fuer den BUND zu beenden.
Dafuer habe ich leider kein Verstaendnis und kann Ihren Schritt nur bedauern. Ich selbst bin auch kein Freund der neuen Schreibweisen, aber es gibt in meinen Augen schwerwiegendere Probleme als die Frage wie ich "selbstaendig" oder "dass" schreibe.... Ingo E.
- einigermaßen verwundert las ich Deinen Text zur Schreibweise im BUND-magazin. Dazu will ich nur kurz folgendes bemerken: So wie ich das bisher verstanden habe ist der BUND ein Verband, der sich mit dem Erhalt unserer natürlichen Grundlagen befaßt (wichtige Themen: Klima, Energiepolitik, Naturschutz, Nachhaltigkeit, ...).
Über die Rechtschreibung kann man Meinungen vertreten, argumentieren und sich auch aufregen. Aber was, bitteschön hat das mit dem BUND zu tun? Wenn der sich neben den wichtigen Aufgaben, die sein Leistungsvermögen bei weitem übersteigen auch noch darum kümmern würde, dann hätte er wohl seinen Auftrag mißverstanden und dann müßte ich austreten! Peter H.
- Ich stehe uneingeschränkt zu Ihrer Betrachtungsweise der Sachangelegenheit "Amtsschreibung" und hätte mir auch gewünscht, daß in einer derart wichtigen Sachangelegenheiten eine Mitgliederbefragung durchgeführt worden wäre. Scheinbar ist dies aber ein generelles Problem des BUND. Es fehlt grundsätzlich der Dialog und auch die Bereitschaft in unserem Verband, über alle Organisationsgrenzen hinweg eine gewisse "Führung im Team der haupt- und ehrenamtlichen Funktioner" zu akzeptieren und insbesondere auch zu praktizieren. M.E. arbeiten andere Verbände dort besser und haben letztlich nach meiner Meinung auf Dauer bessere Überlebensaussichten.
Nicht gut finde ich die von Ihnen praktizierte Methode, gleich mit dem Austritt zu reagieren. Wenn alle Mit- und Querdenker dies weiterhin praktizieren üblich ist es auch bei uns dann können wir den BUND gleich vergessen. Oder sollte dies das nötige Druckmittel sein, um eine Rücknahme der Reform zu erzwingen? Da hätte ich wenig Hoffnung, daß dies funktioniert. Aber viel Erfolg und einen guten Rutsch ins "Neue Jahr"!!! Siegfried H.
- Mein Gott, was für ein schlechter Grund, aus dem BUND auszutreten. Das habe ich ja noch nie gehört. Als ob wir nicht alle andere Sorgen hätten! Ohne jedes Verständnis! Friedhart K.
- wir bedauern Ihr Austreten natürlich sehr, da wir im ehrenamtlichen Naturschutz Ihr Engagement benötigten. Zum Beispiel bei der Gestaltung der Mitglieder-Zeitschrift. Dabei denken wir natürlich vielmehr an die inhaltliche Gestaltung. Es gibt so viele brennende Themen, deren Sie sich auf ört-licher und regionaler Ebene annehmen könnten. Als Linguist liegt Ihnen die Sprache sicherlich nahe, doch sollten Sie bedenken, dass das eigentliche Ziel eines Naturschutzverbandes nicht die Pflege der althergebrachten Sprache ist, sondern der Schutz von Natur und Umwelt.
Die deutsche Sprache mit ihrer überlieferten Schreibweise im Range über Fragen der Gentechnik, BSE, Flächenversiegelung, Klimaänderungen, Atomkraft, etc. zu stellen, scheint unsereserachtens über das Ziel hinausgeschossen.
Wir bitten Sie, Ihren Entschluss zu überdenken, da Sie sicherlich nach reiflicher Überlegung auch zu dem Schluss kommen, dass die angesprochenen Themen wesentlich drängender sind als die zwei "s" am Ende des eben verwendeten "dass".
Sollte das nicht so sein, tut es uns leid, aber dann können wir Ihre Haltung nur unter "Rechthaberei" oder "Besserwisserei" ablegen, denn eigentlich ist diese mail schon zuviel Zeitaufwand für ein so nebensächliches Thema. Thomas M.
- ja der BUND hat andere Probleme wie die Rechtschreibreform! Und genau aus diesem Grund kann ich Ihren Austritt nicht nachvollziehen! Ich habe keine Zeit mich mit diesen "Nebensächlichkeiten" zu beschäftigen, der Naturschutzgedanke ist mir wichtiger. [...]
Es gibt für mich wirklich wichtigere Aufgaben, die es anzupacken gilt. Ich denke da nur an ein zukunftsfähiges Deutschland oder besser eine zukunftsfähige Erde... Peggy T.
- Nicht das (bekannte) "Argument" selbst hat den Autor überrascht, sondern die Häufigkeit und Massivität, in der es vorgetragen wurde: Mit sieben Äußerungen ist diese These absoluter Spitzenreiter.
- Wiederum im Einklang mit den meisten für irgendeine Sache streitenden Menschen im Lande verabsolutieren auch BUND-Mitglieder ihre Ziele und zeigen sich gegenüber anderen Ideen und Ideenträgern ebenso blind wie jene gegenüber dem Naturschutz und den Naturschützern. Seltsam ist nur, daß der offensichtliche Zusammenhang zwischen Naturschutz und Sprachschutz nicht gesehen werden will: In Schleswig-Holstein hatte ein Volksentscheid gegen die Schreibreform zwar zunächst Erfolg, er wurde aber vom Parlament einfach wieder zurückgenommen, weil er den Parteien nicht genehm war. Daß dies ein Präzedenzfall z. B. für den Kampf der Anti-AKW-Bewegung oder gegen Flächen-vernichtende Großprojekte (Berlin, Hamburg etc.) sein kann und wird, glauben viele offenbar erst dann, wenn sie selbst betroffen sind.
Die zitierten Äußerungen machen deutlich, warum Gruppen, die für Menschenrechte, Natur- und Tierschutz oder gegen Krankheiten, Verfolgung, Krieg etc. streiten, letzlich in der Bevölkerung so oft isoliert bleiben: Viele engagieren sich, aber die meisten nur für die jeweils eigene Sache.
- Ziemlich verwirrt scheint Herr Peter H. in c. zu sein, denn er schreibt über seinen Verein: "Wenn der sich neben den wichtigen Aufgaben, die sein Leistungsvermögen bei weitem übersteigen auch noch darum [Die "Rechtschreibreform"] kümmern würde, dann hätte er wohl seinen Auftrag mißverstanden und dann müßte ich austreten!" Nachdem sich Redaktion und Vorstand nun offensichtlich um die "Reform" gekümmert und Arbeitszeit und Kosten für ihre Umsetzung aufgewendet, also ihr satzungsgemäßes Aufgabenfeld überschritten haben, müßte Herr H. eigentlich längst ausgetreten sein!
- Angenehm besonnen sind die Worte von Herrn Siegfried H. in d., der die Amtsschreibung und ihre undemokratische Umsetzung ebenso kritisch sieht wie der Autor. Allerdings sieht letzterer nicht in den Mit- und Querdenkern das Problem im BUND und anderen Organisationen, sondern in ihren Mitläufern und Anpassern.
3. Die Reform ist gesetzlich vorgeschrieben, also muß man sich danach richten die Gerichte haben die Rechtmäßigkeit der Reform bestätigt.
- es muss Ihnen natürlich unbenommen bleiben, wie Sie Ihre Prioritäten setzen. Tatsache ist jedenfalls, dass die neue Rechtschreibung offiziell eingeführt und nach Ablauf der Übergangsfristen nunmehr gültig ist. Einer Mitgliederbefragung bedarf es deshalb nicht.
Sich gegen Gesetze zu stellen, die mit Natur- und Umweltschutz nichts zu tun haben, gehört nicht zu unseren satzungsgemäßen Aufgaben.
Es kann halt mal vorkommen, dass man mit seiner Meinung im demokratischen Willensbildungsprozess unterliegt, das sind wir Naturschützer ja eigentlich gewöhnt. Wolfgang P.
- Die beabsichtigte Wirkung staatlicher Desinformation könnte nicht besser formuliert sein, denn alles an diesen Aussagen ist falsch:
- "offiziell eingeführt" wurde die neue "Rechtschreibung" gemäß Urteil des Bundesverfassungsgerichts nur an Schulen.
- "nach Ablauf der Übergangsfristen nunmehr gültig" ist die "Reform" nur an Schulen, wo sie bis 2005 zusammen mit der herkömmlichen Schreibung gültig ist.
- Da die "Reform" außerhalb der Schulen keinerlei offiziellen Status und folglich mit dem BUND überhaupt nichts zu tun hat, bedarf es sehr wohl einer Mitgliederbefragung, wenn außerhalb der satzungsgemäßen Aufgaben ein Vereinsorgan (das Mitglieder-Magazin) verändert werden soll, das bekanntlich Eigentum der Vereinsmitglieder ist.
- Schließlich waren die Kritiker der "Reform" mit ihrer Meinung keineswegs "im demokratischen Willensbildungsprozess" unterlegen, da weder im Bund (BRD-Bundesebene) noch im BUND ein Abstimmungsprozeß stattgefunden hat. Gefragt wurden die Bürger nur in Schleswig-Holstein, und dort wurde ihr Votum gegen die Schreibreform wieder kassiert.
4. Die neue Rechtschreibung ist modern, fortschrittlich, wir sollten nicht hinterherhinken.
- Die BUND-Mitglieder machten hierzu keine Aussage. Dafür erklärte die Sprecherin eines anderen, "linken" Vereins (der DFG/VK) fernmündlich, ihr Verein sei eine "fortschrittliche Organisation, die nicht irgendwann als letzte zusammen mit der FAZ die Reform umsetzen" wolle.
- Der Autor vermutet, daß im Falle einer expliziten Fragestellung ("Halten Sie die neue Schreibung eher für modern oder fortschrittlich ...?") auch für diese These Belege vorhanden wären.
5. Die neue Rechtschreibung hebt künstliche Klassenunterschiede auf.
- Solche klassenkämpferische Argumentation aus den 60er Jahren war jetzt nicht mehr explizit zu lesen oder zu hören und am Ende des 20. Jahrhundert explizit auch nicht mehr zu erwarten, sie mag aber dennoch hinter dem Postulat der Fortschrittlichkeit in Punkt 4 gesteckt haben.
6. Die Kritiker haben jahrelang geschlafen und schreien erst, wenn es schon zu spät ist.
- Hierzu paßt vielleicht eine Äußerung aus Punkt 6: ... Linguistik-Professoren, welche die Reformvorschläge in mehrjähriger Arbeit ausgearbeitet haben, nicht ohne Schriftsteller- und Journalistenverbände zu konsultieren oder ihnen jedenfalls eine Mitarbeit anzubieten. Wolfgang P.
- Daß die Kritiker zunächst geschlafen hätten und dann zu spät gekommen seien, wurde in den Zuschriften direkt nicht geäußert. Diese Argumentation ist auch eher von Reformeiferern unter Politikern, Auftragslinguisten und Verlagseignern zu erwarten.
7. Die Reform wurde von Fachleuten bzw. Linguisten erarbeitet, ist also wohl richtig.
- Der Hinweis auf ein Studium ist wohl ein kleiner Scherz oder müssen wir jetzt alles, was von Ihnen kommt, als die einzige Wahrheit anerkennen? Zudem gibt es eine Reihe Ihres Faches, die ganz anderer Meinung sind. Wohlrad L.
- Und Ihre Meinung als studierter Linguist steht gegen die Ergebnisse anderer Linguistik-Professoren, welche die Reformvorschläge in mehrjähriger Arbeit ausgearbeitet haben, nicht ohne Schriftsteller- und Journalistenverbände zu konsultieren oder ihnen jedenfalls eine Mitarbeit anzubieten. Wolfgang P.
- Umgekehrt trifft die Bemerkung von Herr Wohlrad L. zu: Wir müssen jetzt vor allem als Schüler und deren Eltern, aber auch als Zeitungs- und BUNDmagazin-Leser eine Reform als "einzige Wahrheit anerkennen", die von einer winzigen Minderheit gegen die große Mehrheit durchgesetzt wurde.
- Mit seinem Begriff der "Reformvorschläge" hat Herr Wolfgang P. durchaus recht: Es gab mindestens so viele Vorschläge wie Linguisten. Aus diesen und den Korrekturwünschen der Politiker der deutschsprachigen Länder wurde dann ein politischer Kompromiß gefunden, der schon als solcher wissenschaftlichen Ansprüchen zuwiderläuft und das merkt man. Ob Herr P. das auch merkt?
8. Schrift ist nur "äußerlich", die Sprache selber ist also von der Reform nicht betroffen.
- Im übrigen bin ich durchaus in der Lage das BUND-Magazin zu lesen und sogar mit der offiziell eingeführten neuen Rechtschreibung zu verstehen, denn die Sprache hat sich ja nicht geändert. Peggy T.
- Naiv und falsch die Sprache hat sich sehr wohl geändert und ändert sich weiter durch die "Reform": in ihrer Wortbedeutung, Wortwahl, Wortstellung und sogar Aussprache! (siehe "Argumente")
9. Die neue Schreibung ist besser / besser erlernbar, also übernehme ich sie.
- Ich persönlich halte die Reform zum größten Teil für sinnvoll, man kann mehr Schreibweisen aus Regeln ableiten, statt sie auswendig zu lernen. Bezüglich einiger spezieller Ungereimtheiten erwarte ich, dass sie beim nächsten planmäßigen Review korrigiert werden. Wolfgang P.
- Ich persönlich verspüre durch die Reform eine deutliche Erleichterung beim Schreiben. Das belastende Gefühl aus meiner Schulzeit und dem Berufsalltag, über Rechtschreibfehler würde ich mein wahres ungebildetes ICH offenbaren, ist endlich weg. Andreas S. (siehe Punkt 10)
- Angesichts des großen Gewichtes, das die "Reformer" dieser These beimessen, erstaunt hier deren geringe Resonanz. Allerdings besteht eine Verwandtschaft mit Punkt 10, der quasi die persönliche und emotionale Variante dieser These darstellt.
- Leider versucht Herr P. nicht, seine Behauptung zu belegen. Seine Erwartung in allen Ehren ...
10. Jede und jeder kann jetzt endlich schreiben, wie er/sie will ...
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eine schlechtere Begründung aus dem BUND auszutreten ist mir nicht untergekommen. Wenn Sie konsequent wären, dann dürfen Sie auch keine Zeitung mehr lesen ausser der FAZ, die dem Umweltschutz ja wohl sehr gewogen ist, kein Fernsehen mehr ansehen usw.
Mir ist persönlich gesagt, der Streit um die Rächtschreiprephorm recht egal, zumal es wohl inzwischen erlaubt ist, zu schreiben wie man will. Einige Neuheiten finde ich auch seltsam, aber ansonsten ist das für mich die grössste Nebensechlichkeit der Welt. Werner N.
- Schade, daß Sie aus dem BUND ausgetreten sind. Ich persönlich verspüre durch die Reform eine deutliche Erleichterung beim Schreiben. Das belastende Gefühl aus meiner Schulzeit und dem Berufsalltag, über Rechtschreibfehler würde ich mein wahres ungebildetes ICH offenbaren, ist endlich weg. Ich traue mich viel freier von der Seele weg zu schreiben, mal altmodisch mal neumodisch, wie es mir gefällt. Dass es jemand stört, habe ich noch nicht bemerkt. Und wenn schon, mir jedenfalls geht es jetzt besser. Übrigens, mein Sohn lern gerade Schreiben. Erklären Sie ihm mal, warum man Quelle so und nicht Kwelle schreibt. Mit dem Y ist es gar noch spaßiger. Andreas S.
- Im übrigen bin ich durchaus in der Lage das BUND-Magazin zu lesen und sogar mit der offiziell eingeführten neuen Rechtschreibung zu verstehen, denn die Sprache hat sich ja nicht geändert. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nicht studiert habe und meine ganze Kraft mehr in praktische Dinge stecke ! (das soll keine Negativ-Darstellung von Fach- und/ oder Hoschschulabsolventen sein) Peggy T.
- Nicht nachprüfbare Belege wie in Punkt 9 sind hier nicht gefragt, sondern Vorurteile und Gefühle: Endlich ist die Last richtiger Schreibung abgefallen die Last richtigen Verstehens ist da erst einmal nicht so wichtig. Die Beliebigkeit des Schreibens und damit auch der Bedeutung, die die Reformeiferer immer weit von sich gewiesen haben hier findet sie ihren unbeschwerten Ausdruck!
11. Die Schrift muß einheitlich sein, also sollten sich alle anpassen.
- Hierzu fand sich nur indirekt eine Zuschrift, die schon unter Punkt 3 zitiert wurde: ... Tatsache ist jedenfalls, dass die neue Rechtschreibung offiziell eingeführt und nach Ablauf der Übergangsfristen nunmehr gültig ist. Einer Mitgliederbefragung bedarf es deshalb nicht. Sich gegen Gesetze zu stellen, die mit Natur- und Umweltschutz nichts zu tun haben, gehört nicht zu unseren satzungsgemäßen Aufgaben. Wolfgang P.
- Einheitlichkeit mit der übrigen Presse verlangte explizit keine Zuschrift aus dem BUND, wohl aber fernmündlich und vehement gegenüber dem Autor ein Redakteur des Greenpeace-Magazins, der immer wieder auf die neue Schreibung in der "Mehrheit" der Zeitungen und Zeitschriften verwies.
- Die Einheitlichkeit mit der übrigen Presse hat natürlich eine entscheidende Rolle gespielt, als Redaktion und Vorstand des BUND über die Köpfe ihrer Mitglieder hinweg ihren Beitritt zur "Reform" beschlossen.
12. Die getätigten Investitionen in die Neuschreibung dürfen nicht gefährdet werden.
- Dieses "Argument" fand sich weder unter den Zuschriften der BUND-Mitglieder noch anderer Organisationen oder Personen schließlich verstehen sich diese nicht als Sachwalter der großen Verlage. Das Argument wäre allenfalls denkbar, falls sich die Redaktion etwa des BUNDmagazins zur Rückkehr zur deutschen Rechtschreibung entscheiden sollte.
Zusammenfassung Bewertung
- 11,5 bzw. 13 Prozent antworteten, die große Mehrheit reagierte nicht. Das entspricht dem "normalen" Verhalten der Bevölkerung in dieser Angelegenheit.
- Alle Schreiber reagierten spontan, ohne sich mit den zur Verfügung gestellten Argumenten gegen die "Reform" zu befassen, also auf Basis ihrer bestehenden Vorurteile und somit authentisch.
- Ca. dreiviertel der gängigen Thesen finden sich also bei den "Befragten" wieder: ein Wert, der beweist, daß man im BUND und anderswo durchaus im Bundesdurchschnitt denkt, fühlt und spricht und für offiziell gestreute Thesen empfänglich ist.
- Ungewöhnlich ist nur die Radikalität, mit der viele Schreiber ihre vereinsspezifischen Überzeugungen gegen die Rechtschreibung ins Feld führen (Punkt 2); das dürfte aber wiederum bei anderen stark engagierten Gruppen (gegen Krebs, Folter, Kindesmißhandlung, Landminen etc.) ähnlich sein.
- Die Normalität des Verhaltens erlaubt den Schluß, daß umgekehrt die schweigende Mehrheit auch hier gegen die "Reform" votiert hätte, wenn sie nur gefragt worden wäre. (Ihre Motive konnten so leider nicht ermittelt werden, dafür hätte es einer expliziten Befragung bedurft.)