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11.10.2007

TV-Serie im Ramadan

Tabu-Bruch zur Fastenzeit

Von Amira El Ahl, Kairo


Wer in muslimischen Ländern ein Massenpublikum erreichen will, dreht eine Daily Soap und zeigt sie im Fastenmonat Ramadan. Da nämlich werden TV-Serien zu Straßenfegern. Die populärste Ramadan-Soap erhitzt jetzt mit dem Tabu-Thema Vergewaltigung die Gemüter.  

Im Einlauftext ist noch alles in Ordnung – aber ...

Der Esstisch bietet eigentlich Platz für acht, doch heute ist jeder Zentimeter Tisch mit Schüsseln und Platten bedeckt. Die Gäste balancieren ihre voll beladenen Teller auf den Knien, Stühle werden herangezogen, andere stehen, um schneller vom Ess- ins Wohnzimmer laufen zu können.[...]
 

"voll beladen" weil 'voll gut'? Nun ja, "voll" im Sinne von 'sehr' beladen ist zwar nicht genau dasselbe wie 'vollbeladen', paßt aber dennoch irgendwie ...

"Hart, aber bedeutend"
Viele Zuschauer reagierten schockiert, doch die meisten hielten die Szene für unerlässlich, auch und gerade in ihrer Intensität. "Die ganze Serie baut auf dieser einen Szene auf, wenn dem Zuschauer hier nicht klar gemacht wird, um was für ein Verbrechen es sich handelt, macht die ganze Serie keinen Sinn", sagt Heba Youssef, eine 30-jährige Bankangestellte. [...]
 

Hier wird also dem Zuschauer "klar" und eindeutig (oder auch nicht) "gemacht" – aber was (was nicht)? Solange man nicht weiß, was (nicht) "gemacht" wird, macht das Ganze wirklich keinen Sinn!
Die 30-jährige Bankangestellte ist eine dreißigjährige Bankangestellte – oder eine dreißig-jährige? (Lösung: siehe ganz unten!)

Das Problem wird totgeschwiegen
Denn die Serie beleuchtet ein tief gehendes Problem in der arabischen Gesellschaft und der Psyche der Araber: Wird eine Frau vergewaltigt, muss sie Schuld haben, da sie sicherlich den Mann in irgendeiner Hinsicht provoziert hat. Sei es durch ihre Kleidung, ihr Verhalten oder die Tatsache, dass sie sich zu spät alleine auf der Straße aufhalte. "Zu einem Akt gehören immer zwei", ist ein beliebter Spruch unter arabischen Männern. [...]
 

Die Teller waren zwar "voll beladen", das Problem aber wird nicht 'tot geschwiegen', sondern immerhin "totgeschwiegen". Dennoch ist es "tief gehend". So kennen wir immerhin die Fortbewegungsart und auch die Richtung ;-)
Muß die Frau "Schuld" haben (bzw. sein), so muß sie zwar nicht 'schuld' haben (bzw. sein), aber das überfordert wohl die Autorin.

Ägyptischer Star spielt die Hauptrolle
[...]
Genau das ist die Hoffnung vieler Frauen: dass sich etwas in den Köpfen der Menschen bewegt, dass sie nachdenken, bevor sie Frauen verurteilen. "Ich persölich finde die Serie großartig, weil sie bei den Menschen ein Bewusstsein für diese Art von Verbrechen weckt", sagt Ingi Raslaan, Mitarbeiterin des Ägyptischen Zentrums für Frauenrechte. Eine Fernsehserie werde zwar nicht die Gesellschaft von heute auf morgen verändern, "aber sie bringt die Leute zum Nachdenken, und dass ist schon mal ein guter Start", sagt die 22-Jährige. [...]
 

"Dass ist schon mal ein guter Start"? Zum Nachdenken hat sich die Autorin selbst nicht bringen lassen, "dass" als Subjekt des Satzes ist bestimmt kein 'guter Start'! Und welche 'Jährige' ist eine zweiundzwanzig-Jährige? Ist die "Jährige" am Anfang groß, weil es die "22" nicht in Großschreibung gibt?

Daß sich etwas in den Köpfen der Menschen bewegt, daß sie nachdenken, bevor sie eine Rechtschreibreform auf den Weg bringen oder nachäffen: Diese Hoffnung hat getrogen.


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